Unsere Musterschüler ... am Weg nach oben!

Folge 7: Peter Zulj

 

Peter Zulj? Musterschüler?

 

Auf den ersten Blick würde der nunmehrige Anderlecht-Kicker wohl kaum in die Kategorie eines Vorzeige-Lernenden passen, bringt man Schüler doch vorrangig mit der Jugendzeit in Verbindung. Und in dieser war der hochtalentierte Peter eher damit beschäftigt, sich neue Steine in den Weg zu legen als zielgerichtet an seiner Entwicklung zu arbeiten. 

Peter Zulj gegen drei Hartberger: Der technisch versierte Mittelfeldspieler ist nur schwer zu stoppen! (Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie)
Peter Zulj gegen drei Hartberger: Der technisch versierte Mittelfeldspieler ist nur schwer zu stoppen! (Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie)

Doch der Reihe nach: „In der Hauptschule hatte ich eine perfekte Kombination. Ich war in der Partnerschule des LAZ, nach der Schule bin ich in die Lernbetreuung gegangen und danach sind wir direkt zu Fuß oder mit dem Rad ins Training gefahren. Das Gesamtpaket hat hier super gepasst, es war eine sehr schöne Zeit im LAZ“, so Peter, der dann frühzeitig, noch in der 4. Klasse, den Weg nach Salzburg wählte. Ohne Freunde und Familie stellten sich für ihn neue Herausforderungen, passen sollte es in der Mozartstadt für ihn nicht. Von Salzburg ging es nur ein Jahr später zurück nach Oberösterreich in die Akademie nach Linz. Auch dort blieb Peter nur ein Jahr, eher der große Schritt in die Bundeshauptstadt nach Wien folgte. „Bei Rapid bin ich über die U17 in die Amateur-Mannschaft gekommen. Ich war sportlich auf einem sehr guten Weg mit super Rückmeldungen der Trainer. In Wien herrscht aber ein ganz anderes Leben und da hab ich den Fokus verloren. Einige meiner Kameraden sind nicht in die Schule gegangen, ich hab mich mitziehen lassen und keinen Wert auf Schule und Beruf gelegt. Wir haben in einer Phantasie-Welt gelebt, wir haben geglaubt, dass wir es schon geschafft haben, weil wir bei Rapid sind. Mit den Jahren wurde es dann trotz meines Talentes immer enger für mich, dann kam eine Verletzung dazu und ich bin bei den Amateuren rausgefallen“.

 

Es folgten Leihen: Zu Grödig und Hartberg. „Auf einmal war ich schon 20 Jahre alt und anstatt, dass ich Bundesliga gespielt hätte, war ich in der 2. Liga unterwegs. In Hartberg, als alle schon dachten, dass es vorbei ist, habe ich mit guten Leistungen überzeugt und bin zum WAC gewechselt. Dort habe ich meinen Fehler von damals wieder gemacht: Ich dachte, dass mein Talent reicht und bin wieder nicht an meine Grenzen gegangen“. Der anschließende Wechsel zur Admira brachte auch keine Kehrtwende. Es schien tatsächlich gelaufen zu sein mit der Karriere des Welser Buam mit den unglaublich großen Fähigkeiten. Seine Überheblichkeit schien ihm seinen kindlichen Traum gestohlen zu haben. Doch dann kam Ried.  

 

Stefan Reiter hat ihm noch einmal klar gesagt, dass er auf ihn zählt, aber dass er jetzt liefern muss. Mit den Gedanken: „Scheiße Peda, du hast solche Qualitäten und gibst alles so leichtfertig her“, hat sich bei ihm der Schalter umgelegt. Er hat begonnen professionell zu arbeiten und den Fokus auf Fußball zu legen. Ernährung, Schlaf und zusätzliche Einheiten standen am Programm, um aus dem Talent endlich einen Fußballer zu machen.

 

 

Diese Zeit prägte ihn, heute weiß er: „Harte Arbeit ist eigentlich der größere Punkte, mit dem man weiterkommt. Ich dachte immer, dass es das Talent sei, aber da lag ich falsch“.

Eine Erkenntnis, die ihn zu starken Leistungen in Ried verhalf und die ihn über Sturm Graz sogar ins Nationalteam brachte. Und die ihn für Jugendliche nun zu einem interessanten Orientierungsbild macht. Schließlich kennt er die Hindernisse und hat er die Fettnäpfchen genützt.

 

Was er einem jugendlichen Spieler sagen würde: „Man kann heute so viel lesen, was Musterprofis zu ihren Wegen sagen und wie man es schaffen kann. Aus meiner Sicht ist es ganz klar: Wenn du Fußball liebst und Profi werden möchtest, dann musst du arbeiten, fokussiert sein und dein Umfeld anpassen. Manche Freunde wollen nicht Profi werden, sie wollen lieber herumhängen und wollen, dass auch du mit ihnen herumhängst und nicht Profi wirst. Sie werden dich kritisieren und versuchen, dich bei ihnen zu halten. Du musst dann entscheiden, was du willst und das klar durchziehen!“.

 

Und  was rät Peter Trainern von Problemspielern wie ihm? Was sollen Trainer von 14-Jährigen, die glauben, es schon geschafft zu haben, machen: „Ich denke, dass es Problemkinder noch mehr brauchen, dass sie sich im Training wohlfühlen und die Unterstützung bekommen, die sie von daheim vielleicht nicht haben. Bei mir war es so, dass ich viel Vertrauen brauchte, aber auch den Druck und klare Worte!“.

 

Peter ist ein gutes Beispiel dafür, dass manche Menschen erst dann lernen, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht oder sie kurz davor sind ihre Ziele zu verfehlen. Bei ihm ist es sich noch ausgegangen Profi zu werden und wir freuen uns, ihn auch in unserer Musterschüler-Kategorie aufnehmen zu können. Vielleicht kann er ein warnendes Beispiel für all jene sein, die gefährdet sind, nicht die beste Version ihrer selbst zu werden. Lebenslang lernen hieß für Peter zu Beginn seiner Belgien-Zeit übrigens ... „viel schneller zu spielen als bisher. Ich muss die Bälle schneller verarbeiten und Lösungen nach vor noch rascher finden als bisher. Das hat mir anfangs Probleme bereitet, jetzt wurde ich schon viel besser!“

 

Als genaue Beobachter der Abgänger des LAZ Wels sind wir gespannt wohin die Entwicklung des 27-Jährigen noch führen wird. Musterschüler lernen ja ihr Leben lang   ;-)